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Bildrechte: Bergwacht Schwarzwald, SWR

Der ständige Kampf ums Geld

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Die Bergwächter*innen retten seit 100 Jahren Menschenleben im Schwarzwald - ehrenamtlich. Die Kosten muss der Verein zum großen Teil selbst stemmen. Retter*innen verkaufen mitunter Kuchen, damit die Bergwacht über die Runden kommt.

Leben retten hat einen Preis. Und den zahlen viel zu oft die Retter*innen selbst. Wir zeigen euch, was bei der Finanzierung schief läuft.

Es fehlt Geld für die Ausrüstung

Die Bergwacht Schwarzwald kann es sich nicht leisten, ihren Retter*innen die komplette Ausrüstung zu stellen. Wer sich ehrenamtlich bei der Bergwacht engagieren will, muss eigenes Geld in die Hand nehmen. Skier, Helm, Brille und Schuhe - die Ausrüstung für Wintereinsätze, sowie festes Schuhwerk für den Sommer muss jede*r selbst zahlen. Das kostet schnell etwa 1.500 Euro. Auch die Verpflegung während der Einsatztage müssen die Ehrenamtlichen selbst zahlen.

Neben der persönlichen Ausrüstung der Retter*innen benötigt die Bergwacht teures Equipment wie zum Beispiel Schneemobile, Rettungsschlitten, spezielle Tragen oder auch Rettungs- und Lawinenrucksäcke. Für die Bergwacht Schwarzwald entstehen für die Spezialausrüstung hohe Kosten, die nötig sind, um Menschen vom Berg zu retten.

Scrolle weiter, um die Kosten der Einsatzausrüstung zu sehen.



Es fehlt Geld im Einsatz

Nicht nur die Ausrüstung ist teuer, im laufenden Betrieb entstehen jede Menge zusätzliche Kosten: Sprit für Einsatzfahrzeuge, Funkgeräte müssen repariert werden und Medikamente für Erste Hilfe. Auch die Versicherungen für Retter*innen und Einsatzfahrzeuge kosten viel Geld.

Da kommt einiges zusammen...

Kassensturz: So viel Geld fehlt

Die Krankenkassen spielen bei der Finanzierung der Bergwacht Schwarzwald eine wichtige Rolle. Sie übernehmen einen Teil der laufenden Kosten, aber nur für bestimmte Einsätze. Wenn die Voraussetzungen erfüllt sind, bekommt die Bergwacht eine Pauschale von den Krankenkassen. Je mehr solcher Einsätze es gibt, desto mehr Geld erhält die Bergwacht.

Krankenkassen unterstützen nur teilweise

Das Problem: Die Bergwacht bekommt von den Krankenkassen nur Geld, wenn die gerettete Person am Berg an einen Krankenwagen oder Helikopter übergeben wird. Dies sei, laut Bergwacht, nur bei der Hälfte der jährlich circa 1.500 Einsätze der Fall. Wenn die Verunfallten nach ihrer Rettung beispielsweise mit dem Privatauto zum Arzt fahren, bekommt die Bergwacht kein Geld und bleibt auf den Kosten für Sprit, Medikamente und Verbandsmaterial sitzen.

Der Landesvorsitzende der Bergwacht Schwarzwald, Adrian Probst, wünscht sich deshalb von den Krankenkassen deutlich mehr Unterstützung.

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Besonders viel Geld fehlte im ersten Corona-Jahr

Weil die Skilifte in den Wintermonaten 2020/2021 geschlossen blieben, brach die Zahl der Einsätze und damit die Förderung durch die Krankenkassen massiv ein. Dem Verein fehlten dadurch nach eigenen Angaben etwa 500.000 Euro, die fest eingeplant waren. Nur durch Corona-Hilfsprogramme des Landes Baden-Württemberg konnte diese finanzielle Lücke geschlossen werden.

Zwar gab es auf den Pisten nichts zu tun, dafür nahm die Zahl der Einsätze im Gelände zu. So nutzten Schneeschuhwanderer*innen und Skitourengänger*innen vermehrt abgelegene und nicht gesicherte Routen - ihre Rettung war deutlich aufwendiger, die Einsatzpauschale blieb die gleiche.

Wie schließt die Bergwacht die Geldlücke?

Das ist die Rechnung für die laufenden Kosten.

Um die Finanzlücke auszugleichen, helfen der Bergwacht Schwarzwald Förder*innen und Sponsor*innen. Darunter sind auch einzelne Gemeinden und Skiliftbetreiber*innen, die von der Arbeit der Ehrenamtlichen profitieren. Gemessen an der Bedeutung der Bergwacht für den Tourismus im Schwarzwald scheint vielen diese Unterstützung zu gering.

So kommt es, dass die ehrenamtlichen Helfer*innen auch selbst mit anpacken müssen: Sie backen Kuchen, verkaufen Christbäume und sammeln Altmetall, um zusätzlich Geld für den Rettungsdienst zu verdienen. Trotzdem bleibt am Ende in der Regel immer noch ein Defizit.

Adrian Probst (Landesvorsitzender)

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Es fehlt an Geld für die Zukunft

Die Bergwacht Schwarzwald braucht zusätzlich Geld für größere Investitionen, wie moderne Einsatzfahrzeuge. Für Rettungsmittel zahlt das Land Baden-Württemberg der Bergwacht Schwarzwald 350.000 Euro jährlich. Das ist fünfmal mehr, als noch 2015. Für diese Anhebung mussten die Ehrenamtlichen damals lange und intensiv kämpfen. Inzwischen reicht das Geld nicht mehr aus.

Das Land bezuschusst zudem Ausbildungen oder den Bau einer neuen Rettungswache in Hinterzarten. Doch auch hier muss die Bergwacht einen Teil selbst zahlen.

Die Zukunft bringt neue Herausforderungen für die Bergwacht.

Mit dem Klimawandel spielt der Katastrophenschutz im Schwarzwald eine größere Rolle. Die Einsätze der Bergwacht werden komplexer, etwa bei Überschwemmungen, Waldbränden oder Stürmen. Dafür muss die Bergwacht in Zukunft deutlich mehr investieren. Der ständige Kampf ums Geld geht also weiter…

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Adrian Probst, Landesvorsitzender

Redaktion: Franziska Ehrenfeld, Paul Jens, Hannes Köhle, Pascal Lasserre, David Luding, Jara Nagi, Nikolas Rödelberger, Laura Schindler und Helena Stössel

Projektleitung: Christof Gerlitz und Paula Kersten

Mit Unterstützung von: Katja Beck und Marion Dilg

Vielen Dank an die Bergwacht Schwarzwald für die Zusammenarbeit.

SWR Studio Freiburg 2022