Karsthöhlen auf der AlbMythos und Forschergeist
Was treibt die Forscher an und welche Geheimnisse verbergen sich in der Tiefe? Eine Entdeckungstour.
Der Blautopf
Einer davon ist Jochen Hasenmayer. In den 60er Jahren begann der Höhlentaucher, mit selbst entwickelten Geräten die Welt unter dem Blautopf zu erforschen. Mittlerweile ist sicher: In den Blautopf ergießen sich Wasserströme aus einem kilometerlangen Höhlensystem.
In der Blauhöhle führt heute die ARGE Blautopf die Erkundungsarbeit weiter, während rund um die Hessenhauhöhle die ARGE Blaukarst aktiv ist.
Bestandteil des Blauhöhlenystems ist auch die Vetterhöhle. Ihr Eingang liegt nur ein paar Kilometer vom Blautopf entfernt. Erforscht wird sie vom Höhlenverein Blaubeuren.
Durch die Alb
Die ehrenamtlichen Forscher opfern dafür viel Freizeit und begeben sich auf gefährliches Terrain. Gleichzeitig liefern sie der Wissenschaft wichtige Daten über die Welt unter der Erde.
Die Schwäbische Alb ist das perfekte Betätigungsfeld für die Frauen und Männer der Höhlenvereine - und das nicht nur in Blaubeuren.
Zwei im Berg
"Ihre" Höhle, in die sie ihre Freizeit und viel Arbeitskraft investieren, ist die Vetterhöhle. Sie haben sie erschlossen, vermessen, gemeinsam mit anderen Vereinsmitgliedern neue Gänge freigelegt und Hallen erkundet.
Keine Angst vor Schmutz
Dort unten herrscht eine konstante Temperatur von neun Grad Celsius - und es ist nass. Angst vor Schlamm ist daher kein guter Berater für einen Höhlenforscher.
Sicherheit geht vor
Auch die Ausrüstung ist wichtig: Gummistiefel sind Pflicht, um mit halbwegs trockenen Füßen wieder nach oben zu kommen. Der rote Overall heißt "Schlaz" und ist aus einem festen Material, das auch das Kriechen durch steinige Gänge übersteht.
Zudem trägt jeder Forscher einen Helm und hat mindestens drei Lampen dabei, wenn er in die Höhle geht.
Markus Boldt zu den Gefahren der Höhlenforschung
Und die Gefahren?
Markus Boldt baut auch auf seine Erfahrung - und ist sicher: Motorradfahren ist gefährlicher als Höhlenforschung.
Mut plus X
Wenn sich Markus Boldt daran erinnert, wie der erste Schacht entstand, fügt er neben Mut und Enthusiasmus noch eine weitere Charaktereigenschaft für einen Höhlenforscher hinzu.
Der Durchbruch
Die Boldts haben das erlebt. An einer Stelle oberhalb von Blaubeuren folgten sie dem kalten Luftzug, den auch schon Karl Vetter entdeckt hatte - ein erstes Indiz für unterirdische Hohlräume.
Es folgten vier Jahre, in denen die Forscher und ihre Vereinskameraden jede freie Minute damit zubrachten, den vermeintlichen Höhleneingang freizulegen. Mit Erfolg, wie sich Petra Boldt erinnert.
Nachwuchs ist gesichert
Dafür sorgt auch das Engagement von Petra Boldt am Blaubeurer Gymnasium. Dort leitet sie eine Höhlen AG, in der Schülerinnen und Schüler lernen, wie die Höhlen entstanden und was sich dort findet.
So kam auch der 16-Jährige Christopher Maetze zur Höhlenforschung. Was die Schüler im Untergrund fasziniert? Zum Beispiel der riesige Raum der "Walhalla".
Meilensteine
Ein anderer Teil der Höhle ist das "Wolkenschloss". Als Forscher aus der Vetterhöhle dort ankamen, war der Beweis erbracht, dass Vetterhöhle und Blauhöhle zu einem Verbund gehören. Faszinierend daran: Die Dimensionen des gesamten Höhlensystems sind viel größer als bis dahin angenommen.
Die Erforschung der Blauhöhle erfolgte bis Ende der 2000er-Jahre ausschließlich durch Höhlentaucher. Einer davon ist Andreas Kücha von der ARGE Blautopf.
Stairway to heaven
Seitdem ist es möglich, die Höhle deutlich schneller und vor allem ohne das gefährliche Tauchen zu betreten. "Wir sind erst am Anfang", ist sich Andreas Kücha sicher. Das gesamte Blauhöhlensystem habe noch Potenzial für weitere Forschergenerationen.
Den Grundstein für die Entdeckungen am Blautopf legte Jochen Hasenmayer, der schon in den 60er-Jahren erste Tauchgänge unternahm.
"Das ist ein sehr schönes Gefühl"
Jochen Hasenmayer über die Entdeckung des Mörikedoms
Der Entdecker
Er brennt noch immer für die Höhlenforschung. Aktuell arbeitet er daran, weitere Indizien für seine umstrittene Theorie zu finden, dass die Blautopfhöhle deutlich älter ist als bislang angenommen.
Bei allem wissenschaftlichen Streit: Auch er gerät ins Schwärmen, wenn er sich an seine bedeutendste Entdeckung erinnert.
"Es gab damals schon vorausdenkende Leute"
Jochen Hasenmayer über Eduard Mörike und seine Idee von der Höhle.
Die schöne Lau
Eine Geschichte, bei der sie am Ende die Höhle wieder verlässt - weil eine Wirtin aus Blaubeuren den Bann bricht.
Für Hasenmayer ein Zeichen dafür, dass Mörike seiner Zeit schon ein wenig voraus war.
Der Mythos bleibt
Die Forscher nutzen mittlerweile vor allem den trockenen Zugang zum Mörikedom. Der klassische Weg durchs Wasser des Blautopfs bleibt den besonders ausgebildeten wissenschaftlichen Tauchern vorbehalten.
Unter der Erde auf Erlebnisreise gehen
Mit VR-Brillen und Smartphones kann man wie ein Forscher Höhlen erkunden
Virtuelles Eintauchen
Gehen Sie vom heimischen Wohnzimmer aus auf Entdeckungstour, tauchen Sie ein in den Blautopf und erkunden Sie die Vetterhöhle. SWR.de/blautopfVR
Schauhöhlen der Schwäbischen Alb
Übersicht über begehbare Höhlen auf der Schwäbischen Alb und interessante Informationen zur Entstehungsgeschichte.
Wo Steine Geschichten erzählen
Schroffe Felsen, spektakuläre Höhlen und spektakuläre Funde aus der Vergangenheit - die SWR-Reisereportage "Expedition in die Heimat" taucht ab in die Höhlen der Schwäbischen Alb.
Blautopfstadt Blaubeuren
Der Blautopf, die historische Hammerschmiede und das weit verzweigte Höhlensystem stehen im Vordergrund der Internetseite der Stadt Blaubeuren.
Höhlenverein Blaubeuren
Der Verein informiert auf seiner Internetseite über die vergangene und zukünftige Arbeit in der Vetterhöhle in Blaubeuren.
ARGE Blautopf
Die ARGE Blautopf ist eine Gruppe von Höhlentauchern, die seit vielen Jahren in der Blautopfhöhle in Blaubeuren forscht.
Die Arbeitswelt der Höhlentaucher
Andreas Kücha von der ARGE Blautopf taucht regelmäßig ein in die faszinierende Höhlenwelt am Rand der Ostalb. In SWR 2 erzählt er, wie es in der Quelle so ist.