Professionelles ZockenFaszination E-SportEine Multimedia-Reportage von Tobias Frey
Zocken, Daddeln, Spielen
Die meisten E-Sport-Spiele werden entweder mit Maus und Tastatur oder mit einem Controller gespielt. Wie viele E-Sportler es in Deutschland gibt, ist unklar. Einer Studie zufolge spielt jeder vierte deutsche Internetnutzer Mehrspieler-Spiele - Tendenz steigend.
Die Computer- und Videospieler sind oft auch in eigens gegründeten E-Sport-Teams vereinigt, den sogenannten Clans.
FIFA-Reihe
Die FIFA-Reihe von Electronic Arts wurde weltweit bereits mehr als 260 Millionen Mal verkauft. Jedes Jahr erscheint eine neue Ausgabe der Fußballsimulation, bei der die Spieler virtuell mit Lionel Messi, Cristiano Ronaldo und Co. gegeneinander antreten können.
E-Sport-Spiele
Im E-Sport-Bereich gibt es verschiedene Computer- und Videospiele, die beliebt sind: Gespielt werden vor allem Ego-Shooter, Taktik-Shooter, Strategiespiele, Fußballsimulationen oder Sammelkartenspiele. Hier stellen wir die wichtigsten E-Sport-Spiele vor.
Dota 2
Das Strategiespiel von Valve glänzt seit Jahren mit hohen Preisgeldern für die besten Spieler: So konnte der deutsche Profispieler Kuro "KuroKy" Salehi Takhasomi im Jahr 2017 mit seinem Team die Weltmeisterschaft gewinnen, die fünfköpfige Mannschaft erhielt ein Preisgeld von rund zehn Millionen Euro.
Counter-Strike
Den Taktik-Shooter Counter-Strike von Valve gibt es in verschiedenen Varianten bereits seit rund 20 Jahren, doch auch heute noch ist das Szenario Terroristen gegen Anti-Terroristen beliebt. Die Top-Spieler können sich nach SWR-Informationen über Gehälter von mehr als 10.000 Euro pro Monat freuen.
Fortnite
Das Entwicklerstudio Epic Games hat mit Fortnite einen Überraschungshit gelandet: Innerhalb kürzester Zeit wuchs die Spieleranzahl des Online-Shooters - mittlerweile gibt es mehr als 250 Millionen registrierte Spieler. Die Jubelszenen in Fortnite werden von Fußball-Stars auf der ganzen Welt nachgestellt.
League of Legends
Ähnlich wie bei Dota 2 spielen bei diesem Strategiespiel ebenfalls fünf Spieler in einem Team. League of Legends sorgte 2018 für einen neuen Zuschauerrekord im E-Sport-Bereich - das WM-Finale schauten sich weltweit mehr als 200 Millionen Menschen an. Zum Vergleich: Das Finale der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland wurde von mehr als 160 Millionen Menschen verfolgt.
PlayerUnknown's Battlegrounds
Beim Online-Shooter PlayerUnknown's Battlegrounds kämpfen mehrere Spieler auf einer Insel ums Überleben - mit verschiedenen Waffen, Fahrzeugen und Ausrüstungsgegenständen. Das Spiel ist für den südkoreanischen Hersteller, die PUBG Corporation, eine echte Goldgrube: Im Jahr 2018 lag der Umsatz des Spiels umgerechnet bei mehr als 820 Millionen Euro.
Ein riesiger Markt
Weltweit gab es im Jahr 2017 Schätzungen zufolge rund 250 Millionen E-Sport-Fans, vor allem in den USA und Asien ist der elektronische Sport beliebt. Große E-Sport-Turniere finden in Messehallen und Fußballstadien statt. Tausende Fans vor Ort und Millionen Menschen im Internet schauen zu und fiebern mit den Profispielern mit. Bis 2020 wird mit bis 600 Millionen Zuschauern gerechnet.
Der weltweite E-Sport-Umsatz liegt bereits im Milliardenbereich.
Traumberuf? Profizocker!
Neben Preisgeldern und Prämien, die von Turnierveranstaltern gezahlt werden, erhalten Topspieler auch monatliche Gehälter von ihrem Clan oder ihrem Verein. Die besten E-Sportler verdienen mehrere hunderttausend Euro pro Jahr.
Die hohen Gehälter der Profispieler können dank zahlungskräftiger Sponsoren finanziert werden. Auch branchenfremde Unternehmen sind bereits in der Branche aktiv - unter anderem sind die Stuttgarter Autobauer Daimler und Porsche, der Walldorfer Softwarekonzern SAP, der Fastfood-Konzern McDonald’s oder auch die Deutsche Post in den E-Sport-Markt eingestiegen.
Nikola Ninic aus LudwigshafenE-Sportler aus Leidenschaft
Seine Disziplin ist der Taktikshooter Counter-Strike: Global Offensive. Seit 15 Jahren spielt der Ludwigshafener das Spiel schon am Computer, seit sieben Jahren ist er Profi.
Nikola Ninic steht beim deutschen Team BIG (Berlin International Gaming) unter Vertrag. Der 26-Jährige hat alles auf die Karte E-Sport gesetzt - und gewonnen.
Tägliches Training für den Erfolg
"Teilweise spiele ich 14 Stunden am Tag", sagt Nikola Ninic aus Ludwigshafen. Nicht nur Reaktionsschnelligkeit ist gefragt, sondern auch strategisches Denken.
Um es als professioneller Computerspieler zu schaffen, sind viele Eigenschaften notwendig. Wichtig sind Disziplin, Zielstrebigkeit und Kommunikationsfähigkeit.
Alles für den Fan
Egal, ob Hemden, Mützen, Spielertrikots oder Tastaturen - fast jedes professionelle E-Sport-Team bietet selbst designte Fanartikel zum Verkauf an.
Auch in den sozialen Netzwerken boomt der elektronische Sport: Das schwedische E-Sport-Team fnatic kommt bei Facebook auf 2,6 Millionen Likes. Die deutsche Organisation SK Gaming hat rund 800.000 Facebook-Fans und damit mehr als die Fußball-Bundesligateams aus Hoffenheim und Mainz zusammen.
Lisa Catino aus WeinstadtAuch Frauen zocken gerne
Gemeinsam mit ihren vier Mitspielerinnen, die aus Deutschland, Belgien und den Niederlanden kommen, spielte sie unter anderem schon bei Turnieren in Polen, Frankreich, Russland und Dänemark mit.
Das ist Sport!...sagt Profispielerin Lisa Catino
E-Sport ist ihrer Meinung nach extrem anstrengend: Neben schnellen Reaktionsfähigkeiten müssten Profispieler auch stundenlang konzentriert und fokussiert bleiben können. Dazu komme der Wettbewerbsgedanke: "Wenn Teams im E-Sport gegeneinander antreten, dann ist das wie bei anderen Mannschaftssportarten."
Studie von SportwissenschaftlernProfizocker sind richtige Athleten
"E-Sportler sind beim Spielen am Computer oder der Konsole höchsten Belastungen ausgesetzt - auf motorischer, kognitiver und emotionaler Ebene", sagt Professor Dr. Ingo Froböse. Topspieler kämen pro Minute auf mehr als 350 Bewegungen.
Wird E-Sport als Sport anerkannt?
"Wir brauchen einen Verband mit mindestens 10.000 Mitgliedern, der sich an uns wendet, und der bei uns Mitglied werden möchte", sagte ein DOSB-Sprecher dem SWR. Das sei bislang noch nicht passiert.
Langfristig gesehen könnte sich die Szene aber weiter professionalisieren: Im November 2017 gründete sich der eSport-Bund Deutschland. Der Interessensverband hat seinen Sitz in Berlin und will dafür sorgen, dass sich E-Sport auch als Sport durchsetzen wird.
Mit Aufputschmitteln zum Erfolg?Doping-Tests für E-Sportler
Damit kein Computer- oder Videospieler auf falsche Gedanken kommt, werden seit einiger Zeit bei großen Turnieren Doping-Tests durchgeführt. Die Veranstalter wollen damit verhindern, dass E-Sportler leistungssteigernde Substanzen wie Ritalin oder Adderall einnehmen.
Die E-Sport-Szene arbeitet dabei teilweise auch mit der Nationalen Anti Doping Agentur (NADA) zusammen.
Neuer TrendE-Sport bei Fußballvereinen
Auch bei den Vereinen der deutschen Fußball-Bundesliga wächst das Interesse am elektronischen Sport: Fast alle Clubs beschäftigten sich mittlerweile mit dem E-Sport-Markt und überlegen sich Strategien, um hier erfolgreich zu sein.
Die Vereine wollen mit dem E-Sport zusätzliche Einnahmen generieren und die junge Zielgruppe ansprechen.
Virtuelle AmbitionenE-Sport in der Bundesliga
Im Südwesten werden bislang der VfB Stuttgart und der 1. FSV Mainz 05 von Profizockern vertreten. "Gaming ist nicht nur bei einem großen Teil der jungen Generation beliebt. Es ist auch im Blickfeld vieler Unternehmen, die damit ebenso wie der VfB Stuttgart auch die Attraktivität der eigenen Marke stärken wollen", heißt es vom VfB Stuttgart.
Der SC Freiburg und die TSG 1899 Hoffenheim stellen bislang keine E-Sport-Mannschaft - noch nicht: "Aktuell arbeiten wir einen Projektplan zum Thema eSport aus", kündigte die TSG 1899 Hoffenheim an.
Neue TrendberufeE-Sport als Jobmotor
So gibt es beispielsweise E-Sport-Kommentatoren, die das Geschehen auf dem Bildschirm wie Sportreporter begleiten. Außerdem verdienen viele ehemalige Profizocker ihr Geld als Moderatoren, Trainer, Analysten oder Experten - ähnlich wie im Fußballbereich.
Die private Hochschule für angewandtes Management mit Sitz in Ismaning in der Nähe von München bietet mittlerweile sogar einen Bachelor-Studiengang zum Thema E-Sport an. Hier lernen die Studierenden nicht nur klassische BWL-Kenntnisse, sondern erfahren auch mehr über das Management und die Vermarktung von E-Sport-Teams.
Der Betreuer der ProfizockerE-Sport-Manager
Das Team wurde im Jahr 1999 gegründet und hat seinen Sitz im rheinland-pfälzischen Mülheim-Kärlich. LeiSuRe hat aktuell mehr als 35 Mitglieder, die die verschiedensten Computer- und Videospiele spielen.
Im Interview erklärt Sascha Schmücker seine Aufgaben als sportlicher Leiter:
Made in GermanyDer Marktführer kommt aus Deutschland
Mittlerweile arbeiten mehr als 550 Menschen an 17 Standorten auf der ganzen Welt für die ESL - egal, ob als Event-Manager, TV-Produzent, Turnierorganisator oder Grafiker. Jedes Jahr bietet das Unternehmen etwa 15 Ausbildungsplätze im E-Sport-Bereich an.
Skandinavien als VorbildE-Sport als Schulfach?
Die norwegische Schule Arna Videregående Skole in der Nähe von Bergen hat E-Sport ebenfalls in ihr Lehrprogramm aufgenommen. 25 Kinder und Jugendliche zocken hier mehrere Stunden pro Woche während der Schulzeit. Die Schüler sollen dadurch ihre strategischen, taktischen und mentalen Fähigkeiten verbessern.
Gute ZukunftsaussichtenWohin geht die Reise?
Auch die Politik hat mittlerweile die Relevanz des elektronischen Sports erkannt: Im Koalitionsvertrag haben sich Union und SPD dazu bereit erklärt, sich für die Anerkennung des E-Sports als eigene Sportart mit Vereins- und Verbandsrecht einzusetzen.
Für Dorothee Bär, Staatsministerin für Digitalisierung, ist die Sache klar: "E-Sport ist Sport. So einfach ist das", schrieb sie bei Twitter.